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Kennzahlensysteme

Integrierte Betrachtung mehrerer Kennzahlen. Dadurch sollen multikausale Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge berücksichtigt werden. Kennzahlensysteme können unterschieden werden in

  1. Analytische Kennzahlensysteme und
  2. Synthetische Kennzahlensysteme.
Kennzahlen zur Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens und deren Aussagegehalt
Vermögenslage
I. Verhältnis von Anlage- und Umlauf- vermögen   (Liquidationspotential, Entscheidungsfreiheit, Flexibilität)
II. Umsatzrelationen

– Sachanlage zu AHK / Umsatz

– Vorräte / Umsatz

– Fertigerzeugnisse und Waren / Umsatz

  (Auslastung)

(Lagerhaltungspolitik)

(Lieferbarkeit, Lagerhaltung)

III. Umschlagskoeffizient

– Umschlagshäufigkeit: Abgang an Waren / Durchschnittsbestand

– Umschlagdauer: Durchschnittsbestand an Waren x 365 Tagen / Abgang pro Jahr

– Kundenziel: Durchschnittsbestand an Forderungen / Umsatz

  (Kapitalbindung)
IV. Investitions- und Abschreibungspolitik

– Anlagenabnutzungsgrad: kumulierte Abschreibung / AHK

– Investitionsquote: Nettoinvestition / Sachanlagen AHK

– Investitionsdeckung: Abschreibungen / Nettoinvestition

– Abschreibungsquote: Abschreibungen / Sachanlagevermögenition

  (Alter von Sachanlagen)

(Innovationskraft)

(Reinvestitionsbereitschaft)

(Stille Reserven)

V. Verschuldungsanalyse

– Eigenkapitalquote: Eigenkapital / Gesamtkapital

– Verschuldungsgrad: Fremdkapital / Gesamtkapital

  (Verschuldung, Eigentum, Haftung)
VI. Kapitalstruktur

– Selbstfinanzierungsgrad: Gesetzliche Rücklagen / bilanzielles Eigenkapital

– Bilanzkurs: bilanzielles Eigenkapital / Gezeichnetes Kapital

– Kreditanspannung: Wechselverbindlichkeiten / Warenschulden

– Obligobelastung: Haftungsverhältnisse / Gesamtkapital

– Lieferantenziel: Durchschnittsbestand Warenschulden x 365 Tage / Wareneingang

– Working capital: Umlaufvermögen

– Kurzfristige Schulden

  (Vergleich zum Börsenkurs)

(Eventualverbindlichkeiten)

(Gläubigerrisiko)

(Überliquidität)

Finanzlage
I. Grundsatz der Fristenkongruenz   (Aktiv- und Passivpostenausgleich)
II. Deckungsgrade A: Eigenkapital / Anlagevermögen B: Eigenkapital

+ Langfr. Fremdkapital /   Anlagevermögen C:  Eigenkapital + Langfr. Fremdkapital / Anlagev.

+ Langfr. Forderungen

  (Goldene Bilanzregel)
III. Liquiditätsgrade 1. Liquide Mittel / Kurzfristiges Fremd-   kapital 2. Monetäres Umlaufvermögen / Kurz-   fristiges Fremdkapital 3. Monetäres Umlaufvermögen

+ Vorräte / Kurzfristiges FK

  (Zahlungsunfähigkeit)

(Liquidierbarkeit von Vermögen)

(Konkursschutz)

IV. Forderungen-Schuldenvergleich    
Ertragsanalyse
I. Vergleich von Börsen- und Bilanzkurs   (Stille Reserven, Image)
II. Vergleich betrieblicher, außerbetrieblicher Erfolge   (Kerngeschäft

– Nebengeschäft)

III. Vergleich ordentlicher, außerordentlicher Erfolge   (besondere Erfolgseinflüsse)
IV. Intensitäten z. B. Personal-Materialintensität   (Schwerpunkte)
V. Rentabilität

– Eigenkapitalrendite: Gewinn x 100 / Eigenkapital

– Gesamtkapitalrendite: (Gewinn + Steuern + Zinsen) x 100 / Gesamtkapital

– Umsatzrendite: Gewinn x 100 / Umsatz

– Rol: (Gewinn / Umsatz) x (Umsatz / Gesamtkapital)

  (EK-Verzinsung)

(GK-Verzinsung)

(Kostenmanagement)

(Erfolgsherkunft)

Abb. K-5: Bilanzkennzahlen

 

Analytische Kennzahlensysteme entstehen durch Zerlegung einer Spitzenkennzahl in mehrere Unterkennzahlen. Dabei ist entsprechend der Darstellung der Zusammenhänge zwischen den Kennzahlen weiter zu differenzieren in Rechensysteme (zahlenlogische Systeme) und Ordnungssysteme (sachlogische Systeme). Bei Rechensystemen sind die einzelnen Kennzahlen durch mathematische Beziehungen formal verknüpft.

Beispiele hierfür sind das → DuPont-Kennzahlensystem, das RoISystem und das ZVEI-System. Bei Ordnungssystemen besteht lediglich ein sachlicher Zusammenhang zwischen den in bestimmter Form gruppierten Kennzahlen, ohne dass diese in ihrer funktionalen Abhängigkeit dargestellt sind. Ein Beispiel hierfür ist das von Reichmann/Lachnit entwickelte → Rentabilitäts-Liquiditäts-Kennzahlensystem (RL-System) oder die → Balanced Scorecard.

Synthetische Kennzahlensysteme entstehen durch Verdichtung (Kombination) mehrerer Einzelkennzahlen zu einem „Index“. Je nach der Höhe dieses Wertes sollen die Unternehmen beurteilt bzw. klassifiziert werden. Dabei kann in subjektive und mathematisch-statistische Kennzahlenkombination unterschieden werden, je nachdem, ob die Auswahl und Gewichtung der in diese aggregierte Kennzahlen eingehenden Einzelkennzahlen nach dem subjektiven Ermessen der beteiligten Personen (Experten) erfolgt oder ob unter Verwendung mathematisch- statistischer Verfahren (insb. Hypothesentest sowie Diskriminanzanalyse) empirische Daten ausgewertet werden.

In neuerer Zeit wird überdies versucht, mit Hilfe Neuronaler Netze, einem Zweig der künstlichen Intelligenz, optimale Kennzahlenkombinationen abzuleiten.