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Das berufsintegrierte Master-Studium

Prof. Dr. Thomas Träger
Inhaltsverzeichnis

Master-Abschluss, Arbeitseinkommen und erste Karriereschritte in zwei Jahren

Mit dem Erreichen Abschlusses im Bachelor Studium stellt sich die Frage nach dem nächsten Karriereschritt: Den Master draufsatteln oder direkt in den Beruf starten, um eigenes Geld zu verdienen und unabhängig zu sein? Berufsintegrierte Studiengänge sind eine Option, dies nach dem Bachelor Abschluss zu vereinen.

Neben dualen und berufsbegleitenden Studiengängen stellen sie eine dritte Möglichkeit dar, Studium und Karriere, sowie Theorie und Praxis zu kombinieren. Dieser Beitrag informiert dich über den Grundgedanken des berufsintegrierten Studiums, seine Vor- und Nachteile und gibt dir Tipps, worauf du bei der Wahl des erforderlichen wissenschaftlichen Abschlussprojektes achten solltest.

Was ist ein berufsintegriertes Studium?

Berufsintegriertes Studium: Ist das nicht das Gleiche wie dual oder berufsbegleitendes Studieren? Nein, auch wenn alle drei Studienformen den gemeinsamen Gedanken teilen, dass sich Studium und Berufstätigkeit kombinieren lassen. Der Unterschied liegt darin, wie die zeitliche Verteilung von und der Wechsel zwischen Studium und Beruf aussieht.

  • Duale Studiengänge haben Studien- und Berufsphasen, die klar abgegrenzt sind. Üblich sind mehrwöchige Blöcke, die voll dem Studium oder Beruf gewidmet sind.
  • Bei berufsbegleitenden Studiengängen finden die Präsenzveranstaltungen außerhalb der Arbeitszeit statt, z. B. in Abendvorlesungen oder am Wochenende.
  • Berufsintegrierte Studiengänge verzahnen Studium und Beruf. Präsenzveranstaltungen finden zumindest anteilig während der Arbeitswoche statt und besonders die Nachbereitung von Studieninhalten bezieht die berufliche Tätigkeit der Studierenden mit ein. Sie wird daher auch am Arbeitsplatz und in der Arbeitszeit geleistet.

Ein Teil des für den Studiengang erforderlichen Work-Loads wird bei berufsintegrierten Studiengängen am Arbeitsplatz erbracht. Dazu werden theoretische Studieninhalte der Vorlesungen auf die Praxis des Unternehmens angewendet.

Für Studenten und Unternehmen ist dies eine Win-Win-Situation: Studenten erhalten Arbeitsentgelt, das Unternehmen bekommt Wissen direkt aus dem Hörsaal in die Arbeitsabläufe integriert. Resultieren aus diesem auch als „Transfer“ bezeichneten Vorgang innovative Lösungen für das Unternehmen, kann dies ein echter Karriere-Turbo für Studenten sein.

Voraussetzung für ein berufsintegriertes Studium

Neben den jeweiligen Zulassungsvoraussetzungen der Hochschule bzw. des Studienganges benötigst du die Anstellung bei einem Arbeitgeber sowie ein Studienprojekt. Der Arbeitgeber ist üblicherweise – aber nicht zwingend – der sog. Projektgeber für das wissenschaftliche Studienprojekt, das beim berufsintegrierten Studium während der Studiendauer bearbeitet wird und aus dem die Abschlussarbeit hervorgeht.

Ein Projekt ist allgemein eine herausfordernde, in der Gesamtheit einmalige Sonderaufgabe mit definiertem Ziel. Übertragen auf ein Studienprojekt entsprechen betriebliche Aufgaben oder unternehmenswichtige Fragestellungen außerhalb der Routine dieser Definition.

Meist fehlt für diese Aufgaben im Unternehmensalltag die Zeit und das Unternehmen freut sich, endlich jemanden zu haben, der sich ihrer annimmt. Typische Studienprojekte sind beispielsweise: „Analyse und Verbesserung des Prozesses zur …“ oder „Konzeption und Implementierung eines digitalen Transformationsansatzes für die HR-Abteilung der XY AG“.

Voraussetzung für das Studienprojekt

Für deine Karriere und den Studienerfolg solltest du zwei Anforderungen an das Projekt stellen: Erstens sollte es ein Problem lösen, welches für das Unternehmen eine wirtschaftliche Bedeutung hat.

Damit wirst du für Vorgesetzte sichtbar und empfiehlst dich für weitere, höhere Aufgaben. Jedes Projekt, das nachweislich Kosten einspart oder den Umsatz steigert, gehört in diese Kategorie. Zweitens sollte das Thema für eine wissenschaftliche Bearbeitung geeignet sein.

Idealerweise gibt es einen breiten Fundus an Fachliteratur zum Thema und es existieren theoretische Modelle sowie strukturierte Vorgehensanleitungen zu den wissenschaftlichen Methoden, die du einsetzen wirst. Erfüllt ist dies zum Beispiel für ein Thema rund um die Prozessorganisation.

Schwieriger wird es, wenn das Studienprojekt „Influencer-Marketing“ umfasst: Zitierwürdige Literatur und Studien entstehen gerade erst. Doch auch da kann man sich helfen, indem die Grundlagen des Influencer-Marketings im klassischen Empfehlungsmarketing gesucht werden.

Wer mit einem Unternehmen Vorgespräche über ein berufsintegriertes Studium führt, sollte auf folgendes achten: Spich über den Umfang der finanziellen Unterstützung bei den Studiengebühren sowie die Freistellung für Präsenzveranstaltungen. Zu einem möglichen Studienprojekt sollte geklärt werden, dass interne Unterlagen wie z. B. Statistiken oder Befragungsergebnisse als empirische Daten Eingang in die wissenschaftliche Arbeit finden dürfen.

Vorteile und Nachteile eines in den Beruf integrierten Studiums

Bei der Entscheidung über ein berufsintegriertes Studium sind folgende Punkte abzuwägen. Ziel muss es sein, einen nächsten Karriereschritt zu finden, der zu deiner persönlichen Situation passt.

Pro
Contra
Harmonisierung von beruflicher Tätigkeit und Studieninteressen
Höhere Belastung durch Simultanität von Beruf und Studium
Weiterführender Studienabschluss und Geld verdienen
Manche Unternehmen verlangen, dass für Präsenztage im Studium auch (anteilig) Urlaub eingebracht wird
Echtes Praxisprojekt schafft gute Referenz für nächste interne oder externe Bewerbung
Fortschritt im wissenschaftlichen Studienprojekt ist auch vom Unternehmen abhängig
Die nachhaltige Lösung eines Praxisproblems durch den Einsatz wissenschaftlicher Methoden erhöht deine „Sichtbarkeit“ im Unternehmen
Studium angepasst an den Berufsalltag der Studierenden

Wichtig ist zudem, dass dein privates Umfeld diesen Karriereschritt mitgeht. Deine Freunde, Partner und die Familie müssen Verständnis haben, wenn du einerseits im Job gefordert bist und andererseits in der dadurch knapperen Freizeit noch Studieninhalte vor- oder nachbereitest und an deiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit feilst.

Zu große Sorge vor der zeitlichen Belastung solltest du nicht haben: Im Rahmen der Akkreditierung eines Studienganges wird auch die Studierbarkeit, d. h. die zeitliche Belastung, untersucht. Ein akkreditierter Studiengang bedeutet somit für dich, dass Gutachter hierzu keine grundsätzlichen Bedenken haben.

Fazit

Das berufsintegrierte Studium ist eine interessante Möglichkeit, den Wunsch nach materieller Unabhängigkeit und Karriere mit der Fortsetzung der wissenschaftlichen Ausbildung zu kombinieren. In der gleichzeitigen Realisierung dieser Ziele liegt eine Herausforderung.

Wer sie meistert, demonstriert Kompetenzen der Selbstorganisation, der Fähigkeit zur Priorisierung und beweist Zielstrebigkeit. Recruiter und Vorgesetzte sehen darin eine gewinnende Kombination für die weitere Karriere.

vorab veröffentlicht in WiWi Career 2020/2021
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