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Prof. Dr. Burkhard Schwenker im Gespräch

Prof. Dr. Burkhard Schwenker
Inhaltsverzeichnis

Im Gespräch mit Thomas Ammon und Nathalie Bernwieser

1. Was bedeutet Ihnen Arbeit?

Ich arbeite gerne, natürlich auch nicht immer, aber meistens doch.
Arbeit ist ein wichtiges Stück meines Lebens, zumal der Übergang zwischen Berufs- und Privatleben durch viele ehrenamtliche Aufgaben ohnehin eher fließend ist. Ich finde es wichtig, sich zu engagieren, wenn man kann – und natürlich mag ich es auch, gefragt zu werden.

2. Wie wichtig sind Ihnen Stärken und wo liegen Ihre Stärken?

Stärken sind wichtig, denn schließlich definiert man sich darüber – oder wird darüber definiert. Wichtiger ist allerdings, an seinen Schwächen zu arbeiten, um Stärken daraus zu machen. Was voraussetzt, dass man sie erkennt und akzeptiert, was nicht immer gelingt, auch mir nicht!

Was meine Stärken betrifft: Ich bin – glaube ich – ganz gut darin, in Konfliktsituationen schnell zu erkennen, wo die unterschiedlichen Positionen liegen und wie ein guter Kompromiss aussehen könnte.
Und darin, das in eine gute Moderation umzusetzen. Was, neben Menschenkenntnis, auch gute analytische Fähigkeiten voraussetzt.

3. Wie sind Sie zu Ihrem Job gekommen?

Eher durch Zufall – oder Glück! Jedenfalls war meine Karriere nicht vorgezeichnet, denn ich stamme aus einer Handwerkerfamilie und sollte – so war das damals auf dem Dorf –, die Tischlerei meines Vaters übernehmen.

Zu meinem Glück konnte einer meiner Lehrer, dem ich bis heute dankbar bin, meine Eltern überzeugen, dass die mittlere Reife nicht schlecht sei, so dass ich auf eine Realschule gehen durfte und damit die Chance hatte, später das Abitur zu machen und zu studieren. Ich bin also ein »Kind der 70ziger Jahre« und habe stark von der Politik damals profitiert – freier Zugang zu Bildung! Schon deswegen habe ich mich immer für Chancengleichheit eingesetzt, bis heute.

... und wie ging es dann weiter?

Auch mein erster Job war ein Glücksfall. Gedacht hatte ich an eine wissenschaftliche Karriere, und dass ich mich überhaupt bei einem Unternehmen beworben habe war nur dadurch motiviert, das Vorstellungsgespräch auch für ein paar Urlaubstage zu nutzen.
Eine bezahlte Reise sozusagen. Statt der ausgeschriebenen Stelle bot man mir an, als Vorstandsassistent einzusteigen – das war damals der Traumjob schlechthin. Ich war von dem Angebot so überrascht, dass ich spontan zugesagt habe, trotz aller anderen Pläne.


Ein paar Jahre später bin ich dann zur Uni zurück, um zu promovieren und weil ich das wissenschaftliche Arbeiten dann doch noch kennenlernen wollte. Es war auch gut, vor der Promotion erst praktische Erfahrungen zu sammeln, denn das hat mir auch wissenschaftlich geholfen. In dieser Zeit habe ich dann Kontakt zur Beratungsgesellschaft Roland Berger bekommen – und der hat 30 Jahre gehalten, bis heute.

4. Wenn Sie heute auf Ihr »Ich« zu Studienzeiten zurückblicken, welchen Rat würden Sie sich heute geben?

Rückblickend würde ich mir das raten, was ich – damals ganz offensichtlich intuitiv – auch getan habe: sich überraschen zu lassen, offen zu sein, neugierig zu sein, nicht immer nur dem Mainstream zu folgen. Und ja, auch auf einen glücklichen Zufall zu hoffen.


Dazu gehört aber auch, hart zu arbeiten, gute Noten zu schaffen, das Studium ernst zu nehmen, zu versuchen, die Dinge zu verstehen und nicht nur auswendig zu lernen oder anwenden zu können.
Denn das Glück ist eben auch mit den Tüchtigen.

5. Worauf legen Sie bei Bewerbern Ihr besonderes Augenmerk?

Wie gesagt: Gute Noten sind wichtig, das gehört einfach dazu. Und ich muss den Eindruck haben, dass sich jemand ernsthaft mit seinem Fach auseinandergesetzt hat. Aber genauso wichtig sind breite und vor allem unterschiedliche Erfahrungen, denn wir leben in einer ungewissen Welt, die vielfältige Kenntnisse erfordert.
Bewerber sollten also auch in andere Lebenswelten eingetaucht sein – manchmal ist ein Bruch im Leben viel wichtiger als ein »optimierter« Lebenslauf.

Mich beeindruckt es deswegen noch nicht, wenn jemand sein Studium in kürzester Zeit mit tollem Abschluss und den passenden Praktika abgeschlossen hat. Den Unterschied macht, wer auch andere Dinge gemacht hat, sich zum Beispiel sozial oder politisch engagiert hat. Ich halte das auch für wichtiger als die vielbeschworenen Auslandsaufenthalte.

6. Was sollte man für eine erfolgreiche Karriere in der Unternehmensberatung auf jeden Fall mitbringen?

Gute analytische Fähigkeiten, Begeisterungsfähigkeit, Lust am Lösen immer neuer Probleme, Kreativität, Freude am Umgang mit Menschen. Die Fähigkeiten, die man benötigt um Unternehmen gut zu führen oder gut zu beraten, unterscheiden sich daher gar nicht so sehr. Das sieht man auch daran, dass viele gute Berater später gute Manager werden. Man muss sich methodisch auskennen, muss Denken und nicht Anwenden gelernt haben, braucht einen guten Blick für (geo-)politische Zusammenhänge, um globale Entwicklungen zu verstehen.

Ich halte es außerdem für wichtig, die Bereitschaft mitzubringen, sich voll und ganz auf das einzulassen, was man tut. Anders gesagt: Gute Beratung, gerade am Anfang der Karriere, braucht Priorität, manchmal auch zu Lasten der »Work-Life-Balance«.

7. Merken Sie auch, dass es schwerer wird, qualifiziertes Personal zu finden, sind Unternehmensberatungen auch vom so genannten »War for Talents« betroffen?

Top-Talente sind immer knapp. Aber wir haben einen entscheidenden Vorteil: Es gibt keine andere Branche, die ein so faszinierendes Arbeitsumfeld bietet wie gute Beratung – immer neue, spannende Themen, an immer anderen Orten, mit immer neuen und spannenden Menschen! Für Berufseinsteiger nach dem Studium kann es nichts besseres geben!

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