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Soll ich promovieren?

Silke Hell
Inhaltsverzeichnis

Forschst Du gerne? Hast du ein Thema oder eine wissenschaftliche Fragestellung, die dich begeistert? Strebst du eine Forschungs- oder forschungsnahe Karriere an?

Wenn du eine oder mehrere diese Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, lohnt es sich vielleicht, über eine Promotion nachdenken.

Vielleicht bist du sogar schon von der Betreuerin deiner Masterarbeit oder dem Professor, in dessen Arbeitsgruppe du als „HiWi“ tätig bist, darauf angesprochen worden, ob du bei ihr oder ihm promovieren möchtest und du bist hin- und hergerissen zwischen Freude über diese Auszeichnung, Neugier auf ein spannendes neues Kapitel in deinem Leben, aber auch Unsicherheit, ob eine Promotion das Richtige für dich ist.

Die Entscheidung zur Promotion sollte gut überlegt sein

Die Entscheidung zur Promotion eröffnet ein hoch spannendes, aber auch sehr komplexes und herausforderndes wissenschaftliches Arbeitsfeld und will sorgfältig getroffen sein. Während die Promotionszeit sich für viele als eine der intensivsten und aufregendsten Phasen ihres Lebens erweist und eine erfolgreich abgeschlossene Promotion sich in den meisten Fällen sowohl für die Karriereentwicklung als auch für die persönliche Entfaltung absolut lohnt, unterschätzen viele die Hürden und Herausforderungen der jahrelangen Forschungsphase.

Vermutlich bedeutet das Verfassen einer Dissertation das bisher umfangreichste und anspruchsvollste Projekt deines Werdegangs, das ein hohes Maß an Eigenverantwortung, Motivation, Engagement und Ausdauer erfordert. Zudem gibt es bei jeder Promotion Phasen, in denen es mal nicht so gut läuft. Du wirst mit Rückschlägen und Widerständen zurechtkommen und Motivationslücken überwinden müssen, um zum erstrebten Ziel zu kommen. Dies gelingt nicht ohne eine ganze Menge an Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen.

Die Entscheidung für eine Promotion sollte daher immer individuell und sehr sorgfältig getroffen werden. Das Für und Wider gestaltet sich für jede an der Promotion interessierte Person sehr unterschiedlich.

Zum einen unterscheiden sich die Promotionswege in den unterschiedlichen Fachkulturen und Promotionsformen erheblich. Zum anderen hat der Doktortitel für verschiedene Karriereoptionen eine ganz unterschiedliche Bedeutung. Wer in die Wissenschaft will, braucht den Doktortitel. Auch auf vielen anderen Karrierewegen kann die Promotion dir, eine Karrieregarantie ist sie jedoch nicht.

Kurz gesagt: Ob eine Promotion für dich das Richtige ist, ist abhängig von deiner Motivation, deiner Freude an Thema und Forschung, deinem Durchhaltevermögen, deiner Einstellung zu Arbeit und Freizeit, der Qualität der Betreuung, von den finanziellen und institutionellen Rahmenbedingungen und von deinen Karrierewünschen.

Um eine fundierte Entscheidung für oder wider die Promotion treffen zu können, solltest du dich also über verschiedene Aspekte und Rahmenbedingungen der Promotion intensiv Gedanken machen und die eigene Motivation und die persönlichen Voraussetzungen gründlich hinterfragen.

Die Motive für eine Promotion

Die folgende Checkliste soll dir helfen, dich mit deinen Wünschen und Motiven in Bezug auf eine Promotion auseinanderzusetzen:

Intrinsische Motivationsgründe

  • Ich habe ein Thema oder ein Themengebiet, das ich spannend finde und ich möchte mich die nächsten drei bis fünf Jahre intensiv damit auseinandersetzen.
  • Ich interessiere mich prinzipiell für mein Fachgebiet.
  • Ich habe Freude an der wissenschaftlichen Arbeitsweise und Methodik.
  • Ich arbeite gerne mit den für mein Forschungsgebiet einschlägigen Methoden.
  • Ich möchte meine eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln.
  • Ich möchte meinen persönlichen Neigungen nachgehen.

Eine hohe intrinsische Motivation ist erwiesenermaßen die wichtigste und erfolgversprechendste Voraussetzung für Ihre Promotion. Zahlreiche Studien belegen dies. (vgl. Berning & Falk 2006a; Uni Konstanz 2016)

Extrinsische Motivationsgründe

  • Ich möchte meine beruflichen Chancen erhöhen und ich möchte eine Universitätslaufbahn einschlagen.
    • Ich bin von Forschung und Lehre begeistert und bereit, dafür auch Phasen der beruflichen Unsicherheit auszuhalten? Die meisten (ca. 80 Prozent) der promovierten Akademiker verlassen die Universität nach der Promotion und wenden sich anderen Beschäftigungen zu. Auch bei jenen, die sich nach der Promotion z. B. durch eine Habilitation für eine Professur qualifizieren, liegt die Erfolgswahrscheinlichkeit auf eine Universitäts-Berufung über alle Fächer hinweg im Mittel nicht höher als 50 Prozent.
    • Ich habe auch einen Plan B.

    • Ich habe eine Betreuerin/einen Betreuer, die/der mich intensiv betreut und meine wissenschaftliche Karriere fördern will. Untersuchungen zeigen, dass eng betreute Promovierte häufiger eine wissenschaftliche Karriere einschlagen.
  • Oder ich möchte in oder nahe an der außeruniversitären Forschung (Industrie, außeruniversitäre Forschungsinstitute etc.) arbeiten. Auch hier hast du mit Doktortitel entscheidend bessere Karrierechancen.

Auch in vielen anderen Arbeitsgebieten, auf höheren Hierarchieebenen sowie bei repräsentativen Aufgabenfeldern kann eine Promotion durchaus karriereförderlich wirken, dabei kommt es jedoch mehr auf den Einzelfall an. Recherchiere gründlich, bevor du nur oder vor allem aus diesem Grund promovieren möchtest. Eine Promotion ist oft karrierefördernd, bietet aber keine Karrieregarantie!

  • Ich rechne mit einem höheren Einkommen als ohne Promotion. Promovierte verdienen im Mittel etwas mehr als nicht promovierte Akademiker, dies unterscheidet sich jedoch nach Branchen und Fachbereichen.
  •  
  • Ich möchte meine Reputation erhöhen und ich will forschend, beratend oder repräsentativ tätig werden und/oder ich strebe eine Führungsfunktion an? In diesen Fällen wird dir der Doktortitel vermutlich nützlich sein.
  • Auch in anderen Bereichen erhöht ein Doktortitel natürlich die Reputation. Dies wirkt sich jedoch nicht unbedingt unmittelbar auf den beruflichen Erfolg aus.
  • In meinem Fach ist die Promotion weitgehend üblich und ich brauche die Promotion als Ausweis meiner Kompetenz oder für spätere Forschungstätigkeiten?

Wer beispielsweise als Naturwissenschaftler/in forschungsferne Berufe wie etwa Marketing, Unternehmenskommunikation etc. anstrebt, hat auch ohne Promotion gute Chancen.

Weitere Motive

  • Mir wurde eine Stelle angeboten, mit der die Promotion verbunden ist.
  • Ich wurde von meinem (künftigen) Betreuer/meiner Betreuerin dazu ermutigt.

Das sind gute Voraussetzungen für eine Promotion, offensichtlich hält dein/e zukünftiger Betreuer/in dich anhand deiner bisherigen Leistungen für geeignet. Als Grund reicht das jedoch noch nicht. Warum möchtest du promovieren?

Oder geht es darum...?

  • Ich habe derzeit keine bessere Alternative.

Sprich: Meine Bewerbungen sind bisher erfolglos geblieben, also versuche ich es quasi zur Überbrückung mit einer Promotion. Klar, es ist nicht ausgeschlossen, dass das trotzdem funktioniert …

Wichtig ist vor allem eines: Schlittere nicht uninformiert und unbedacht in ein Promotionsverhältnis hinein, weil es sich eben gerade so ergeben hat und es gerade so nett an der Uni ist. Das kann zwar gut gehen (nicht wenige Promotionen kommen so zustande), aber das Risiko eines Scheiterns ist deutlich größer als nach einer gut durchdachten Entscheidung.

Du hast dich mit guten Gründen für die Promotion entschieden?

Herzlichen Glückwunsch!

Als nächstes solltest du dich mit deinen persönlichen Voraussetzungen und den möglichen Rahmenbedingungen deiner Promotion auseinandersetzen. Folgender Literaturhinweis kann dafür hilfreich sein:

Ein hilfreicher Link

www.academics.de/test-promotion

Literaturverzeichnis:

Berning, E./Falk, S. (2006): Promovieren an den Universitäten in Bayern. Praxis Modelle Perspektiven Bayerisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung: Monographien: Neue Folge, Band 72. München.

Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013/2017. Statistische Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland. Bielefeld.

Burk, C. L./Grund, C./Martin, J./Wiese, B. S. (2016) Karrieren von Ingenieur- und Naturwissenschaftlern in Wissenschaft und Privatwirtschaft. In: Beiträge zur Hochschulforschung, 38(1–2), S. 118–141.

Engelage, S./Hadjar, A. (2008): Promotion und Karriere – Lohnt es sich zu promovieren? Eine Analyse der Schweizerischen Absolventenstudie. Schweizerische Z. Soziol.34 (1), 71–93.

Fabian, G./Briedis, K. (2009): Aufgestiegen und erfolgreich. Ergebnisse der dritten HIS-Absolventenbefragung des Jahrgangs 1997 zehn Jahre nach dem Examen. HIS-Hochschul-Informations-System GmbH (Hrsg.), Hannover.

Hell, S. (2017). Soll ich promovieren? Voraussetzungen, Chancen, Strategien. München: Verlag Franz Vahlen.

Universität Konstanz (2016) Promovierendenbefragung.

http://www.uni-konstanz.de/qualitaetsmanagement/befragungen. Abgerufen am 27.09.2019.

vorab veröffentlicht in WiWi Career 2020/2021
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