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7 Tipps für die Literaturarbeit

Prof. Dr. Thomas Träger
Inhaltsverzeichnis

Die Literaturarbeit mit Erfolg meistern

Die Literaturarbeit ist das Fundament jeder wissenschaftlichen Arbeit und zudem bei den Abschlussarbeiten ein wichtiges Benotungskriterium: Wer hier überzeugend agiert, punktet in der Bewertung. Dem steht entgegen, dass Studentinnen und Studenten manchmal meinen, »zu ihrem Thema« gäbe es »keine Literatur« oder aber »zu viel davon«, mit dem Problem, im Material verloren zu sein. Dieser Beitrag informiert Sie in sieben Tipps zur Literaturarbeit, worauf Sie bei der Literaturrecherche für Ihre Arbeit achten sollten.

Tipp 1: Vorbereitung jeder Recherche

Ihre Literaturrecherche wird schneller zum Erfolg führen, wenn Sie diese vor Beginn gut planen. Legen Sie sich eine Suchstrategie zurecht, die bestimmt, wonach Sie wie suchen. Der erste Schritt dazu ist eine Analyse Ihres Themas: Identifizieren Sie zunächst die Kernbegriffe und wesentlichen Fachgebiete des Titels. Für jeden Begriff machen Sie sich Notizen: Was sind Synonyme des Begriffs, wie lautet der Begriff in seiner englischen Übersetzung, was sind semantisch verwandte Begriffe?

Im zweiten Schritt bilden Sie aus den Kernbegriffen ein Wortfeld: Streichen Sie Doppelnennungen, ergänzen Sie die Begriffe um ggf. abweichende Pluralformen.

Im dritten Schritt verändern Sie zur Reduktion Ihres Suchaufwandes manche Begriffe, indem Sie Ähnlichkeiten durch Platzhalter abbilden: »Personalplan*« findet später »Personalplan«, »Personalplanung«, »Personalplaner« etc.

Tipp 2: Quellenarten zeitlich versetzt nutzen

Quellen lassen sich nach Art klassifizieren: Es gibt Lehr- und Fachbücher, Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften, Sammelwerke, Dissertationen und weitere Arten. Für Ihre wissenschaftliche Abschlussarbeit sind diese unterschiedlich wertvoll. So ist es an zahlreichen Hochschulen verpönt, in der Abschlussarbeit in größerem Umfang aus Lehrbüchern zu zitieren. Der Grund liegt darin, dass Lehrbücher den Stand des Wissens zu einem bestimmten Themengebiet grundlegend und didaktisch einfach aufbereitet darlegen. Vertiefte Darstellungen mit ausführlichen, abwägenden Diskussionen sind dort rein konzeptionell üblicherweise nicht zu finden. Erkennen Sie den Wert von Lehrbüchern für Ihre Literaturarbeit: Sie können Ihnen den Einstieg in das Thema Ihrer Abschlussarbeit ebnen und weiterführende Quellen nennen.

Nutzen Sie Lehrbücher zum Einstieg in das Thema. Wenn Sie die Grundlagen des Themas kennen, suchen Sie nach Fachbüchern zum Thema. Fachbücher behandeln ein eng abgegrenztes Fachgebiet, dies dafür fachlich tief und differenziert. 

Zuletzt sollten Sie sich den Aufsätzen in wissenschaftlichen Zeitschriften widmen: Diese sind üblicherweise aktueller als Fachbücher, vermitteln aber nur selten grundlegendes Fachwissen zum Thema. Sie sind fokussiert auf eine besondere Forschungsfrage und richten sich an das Fachpublikum.

Lehr- und Fachbücher finden Sie leicht über die OPAC-Datenbank. Aufsätze suchen Sie mit Ihrem Wortfeld aus Tipp 1 über spezielle Datenbanken. Eventuell hat Ihre Hochschule auch ein Online-Angebot wie die Beck-eLibrary lizensiert: Dort haben Sie die Möglichkeiten, Quellenarten bei Ihrer Suche gezielt ein- oder auszuschließen. So können Sie z.B. nur in Lehrbüchern oder nur in Zeitschriften suchen.

Tipp 3: Zitierwürdigkeit der Quelle beachten

Eine Quelle ist zitierwürdig, wenn sie wissenschaftlichen Qualitätsansprüchen genügt. Indem Sie qualitativ hochwertige Quellen nutzen, signalisieren Sie den Gutachtern Ihrer Arbeit die Leistung Ihrer Literaturarbeit. Etwas blumig formuliert: Wann immer Sie eine hochwertige Quelle für Ihre Arbeit lesen und nutzen, färbt ein wenig »Glanz« dieser Publikation auch auf Ihre Arbeit ab.

Man kann Zitierwürdigkeit nicht absolut angeben, sondern immer nur im Kontext des Themas einer Arbeit bewerten. Die Namen der Verfasser, ihr Renommee in einem bestimmten Fachbereich, die Güte des Verlages: Das sind drei wesentliche Kriterien für Printpublikationen. Je länger Sie sich mit »Ihrem Thema« befassen, desto besser werden Sie in diesem Bereich wissen, wer dort als herausragende Autorin / Forscherin bzw. Autor / Forscher gilt.

Tipp 4: Primärliteratur nutzen

Direkt an den vorherigen Tipp anschließend sollten Sie immer die Originalquellen aufsuchen. Diese sog. Primärquellen haben gegenüber den aus ihnen angeleiteten Sekundärquellen den Vorteil, dass Sie beim Lesen der ursprünglichen Veröffentlichungen nicht Gefahr laufen, einen Fehler oder eine fachliche Verkürzung der Darstellung durch den Sekundärautor in Ihre Arbeit zu übernehmen.

Vermeiden Sie entsprechend auch Rezitate, denn diese signalisieren die fehlende Nutzung der Primärquellen. Der zusätzliche Aufwand der Primärquellenbeschaffung und -sichtung wird durch die bessere Bewertung Ihrer Literaturarbeit wettgemacht.

Tipp 5: Aktualität der Literatur

Beachten Sie bei Ihrer Quellenauswahl die Aktualität der Literatur. Dabei gilt: Die die Grundlagen eines Modells, einer Theorie etc. können (und sollen durchaus, Stichwort Primärliteratur) mit älteren Werken bearbeitet und belegt werden. Daneben sollten Sie durch das Studium von aktuellen Fachveröffentlichungen wie Zeitschriftenartikeln, Sammelbänden und anderen die Literaturarbeit zu Ihrem Thema auf den heutigen Tag fortschreiben.

Bei manchen Themenstellungen ist die Aktualität auch sofort schlüssig: Angenommen, Sie schreiben u.a. über die Entwicklung des Online-Handels. Bereits wenige Jahre alte Publikationen zum Thema Internet, »e-Commerce« gelten bei der Rasanz der Internetökonomie als Steinzeit.

Tipp 6: Die "richtige" Anzahl der Quellen

Gleich vorweg: Die eine Antwort auf die Frage nach der erforderlichen Anzahl an Quellen gibt es nicht. Es kann sie auch nicht geben, denn es gilt die sog. Zitierpflicht. Gemäß der Zitierpflicht sind alle für die Arbeit verwendeten Quellen – und nur diese – im Literatur- und Quellenverzeichnis zu nennen und die in der Arbeit genutzten Fundstellen durch Zitate kenntlich zu machen.

In den Passagen Ihrer Arbeit, die wissenschaftliche Theorien oder Forschungsmethoden beschreiben, ist aus Gutachtersicht eine höhere Quellendichte zu erwarten als in Passagen, welche die besondere Eigenleistung der Verfasserin / des Verfassers darstellen.

Widerstehen Sie der Versuchung, durch »möglichst viele« verschiedene Quellen eine intensive Literaturarbeit suggerieren zu wollen: Wenn eine studentische Arbeit beispielsweise ein relevantes Werk zu einem Kernbegriff der Arbeit nur als Zitatquelle für eine Nebensächlichkeit nutzt, und nicht auf den Hauptgedanken dieser Quelle eingeht, wird dies wahrscheinlich bei der Begutachtung der Arbeit negativ auffallen. Daher: Denken Sie an die Zitierpflicht. Und wenn Sie die bisher behandelten Tipps 1- 5 gewissenhaft umgesetzt haben, wird auch die Anzahl der Quellen passend sein.

Tipp 7: Quellen passend organisieren und archivieren

Die Zitierpflicht des wissenschaftlichen Arbeitens verlangt, alle aus fremden Quellen übernommenen Inhalte als solche zu kennzeichnen. Dazu dient das Zitat mit Angabe der Fundstelle. Jede Fundstelle kann einer Quelle zugeordnet werden. Das Literatur- und Quellenverzeichnis Ihrer Arbeit enthält die notwendigen bibliographischen Angaben, um die genannten Quellen für Dritte wiederauffindbar zu machen. Dies ist erforderlich, falls Gutachter oder andere Leser zitierte Textstellen und Abbildungen nachprüfen wollen.

Bedenken Sie: Eine Quelle, die Sie später nicht korrekt im Literatur- und Quellenverzeichnis Ihrer Arbeit aufführen können, muss unberücksichtigt bleiben!

Um dies zu vermeiden, empfiehlt es sich:

  • Bei Papierkopien aus Büchern entweder gewissenhaft die sog. Titelei, das sind die ersten Seiten eines Buches, mit zu kopieren, oder handschriftlich die bibliographischen Angaben zum Buch auf dem ersten Blatt der Kopien zu vermerken.
  • Bei digitalen Downloads ein Kommentarfeld im PDF einzufügen und dort die Angaben zum Werk zu vervollständigen. Bei manchen Online-Bibliotheken wie der Beck eLibrary kann die Titelei digital als PDFgesondert heruntergeladen werden.

Literaturverwaltungsprogramme wie Citavi, Endnote oder Zotero helfen, alle geforderten Daten zusammenzutragen und konsistent zu halten. Der Aufwand, sich in ein solches Programm einzuarbeiten, steht dem gegenüber.

Schaffen Sie für alle Quellen (Print sowie digital) eine einheitliche Ordnerstruktur, indem Sie z.B. je Kapitel oder Schwerpunkt Ihres Themas ein Trennblatt bzw. einen Unterordner anlegen. Zusätzliche Sektionen für »Grundlagen«, »Übergreifend« und »Sonstiges« erlauben die Sortierung nicht eindeutiger Quellen.

Auch wenn Sie während Ihres Studiums bereits Literaturrecherchen für die studienbegleitenden Arbeiten durchgeführt haben, stellen Bachelor- oder Master-Thesis in der Komplexität des Themas und der Menge an Quellen eine neuartige Herausforderung dar. Die genannten Tipps können Ihnen helfen, diese zu meistern. Und zum Schluss: Lesen Sie nicht nur, schreiben Sie auch immer schon parallel an Ihrer Thesis.

Fazit

Auch wenn Sie während Ihres Studiums bereits Literaturrecherchen für die studienbegleitenden Arbeiten durchgeführt haben, stellen Bachelor- oder Master-Thesis in der Komplexität des Themas und der Menge an Quellen eine neuartige Herausforderung dar. Die genannten Tipps können Ihnen helfen, diese zu meistern. Und zum Schluss: Lesen Sie nicht nur, schreiben Sie auch immer schon parallel an Ihrer Thesis.

 

 

Vorab veröffentlicht im WiWi Career 2021/2022.

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